„Jedes einzelne Schicksal wiegt schwer“ ForuM-Studie

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„Jedes einzelne Schicksal wiegt schwer“ ForuM-Studie

„Jedes einzelne Schicksal wiegt schwer“

ForuM-Studie: Wie die Kirche jetzt weiter mit Fällen sexualisierter Gewalt umgehen muss

Am 25. Januar 2024 wurde die so genannte ForuM-Studie („Forschung zu sexualisierter Gewalt und anderen Missbrauchsformen in der Evangelischen Kirche und Diakonie in Deutschland“) veröffentlicht.  „Nun gilt es, mit den Ergebnissen und Berichten umzugehen“, sagt Heike Proske, Superintendentin im Evangelischen Kirchenkreis Dortmund. Die Auseinandersetzung mit dem Thema sei mit der Veröffentlichung der Studie keineswegs abgeschlossen. „Wir müssen mit der Tatsache umgehen, dass es in der Evangelischen Kirche und in der Diakonie sexualisierte Gewalt gab und gibt”, betont Superintendentin Proske. Und daraus folge nun, alles zu unternehmen, um es potenziellen Tätern schwerer zu machen. Die Ergebnisse der Studie sollen und können helfen, Strukturen zu erkennen, die Taten begünstigt und ermöglicht haben. Und welche Bedingungen zu Situationen führten, in denen Taten nicht erkannt und gestoppt oder gar vertuscht wurden.“

Die Studie ist ein unabhängiges und breit angelegtes, wissenschaftliches Forschungsprojekt. Nicht nur Zahlen, sondern vor allem die Perspektiven betroffener Personen sind durch Interviews, Umfragen und Fallberichte eingegangen. Aus diesem Material lässt sich vieles ablesen – weshalb die ForuM-Studie ein Baustein für eine systematische, wissenschaftliche Grundlage zur weiteren Aufarbeitung in der Institution Kirche ist.

 „Die Spitze der Spitze des Eisbergs“

Kritik gab es, weil die Landeskirchen lediglich dokumentierte Fälle in Form von so genannten Disziplinarakten weitergegeben haben – für ganz Westfalen waren das, so ist nachzulesen, gerade mal 18. „Die Spitze der Spitze des Eisbergs“, kommentierte einer der Forscher. Für Superintendentin Heike Proske ergibt sich daraus der Auftrag zur weiteren Bearbeitung. Die Superintendentin rechnet durchaus damit, dass es im Zusammenhang mit der Studie zu neuen Meldungen kommen wird: „Wir ermutigen, sich auch jetzt noch zu melden. Denn viele Vorgänge aus der Vergangenheit sind uns als Kirchenkreis nicht bekannt.”

Die Meldepflicht und somit ein halbwegs standardisiertes Verfahren zur Sicherung gibt es in Westfalen erst seit 2020 – entsprechend fehle es an „gesicherten“ Daten im Kirchenkreis Dortmund. Das habe auch etwas mit Strukturen zu tun, so Superintendentin Proske.

Jenseits der wissenschaftlichen Auswertung ahnt die oberste Theologin des Kirchenkreises, wieviel Leid hinter jedem Interview, hinter jeder Person steckt: Jeder einzelne Fall, jedes einzelne Schicksal wiegt schwer. Wir bedauern zutiefst, dass Kirche nicht immer ein „sicherer Ort“ war – und wohl auch in Zukunft nicht sein wird. Den Schmerz der Betroffenen können wir nicht lindern, nur anhören. Und ernst nehmen.“ Die Begleitung und Unterstützung von Betroffenen muss weiter verbessert werden.

Präventionsschulungen helfen bei der Sensibilisierung

Ein wichtiger Baustein ist die Präventionsarbeit - und durch sie eine breitere Sensibilisierung für das Thema. „Die Schulungen, die unsere Multiplikatorinnen anbieten, helfen dabei, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und Muster zu erkennen. Darum bin ich froh, dass schon 850 Personen aus verschiedenen Gruppen in Gemeinden, Einrichtungen und Diensten geschult wurden und die Schulungen engagiert weitergeführt werden“, so Proske.

Auf der eigens eingerichteten Homepage www.evangelische-kirche-gegen-sexualisierte-gewalt.de hat der Ev. Kirchenkreis Dortmund Infos, Rufnummern und Kontaktadressen zusammengetragen.  Dort gibt es auch Hinweise auf Möglichkeiten, Vorgänge an Stellen außerhalb der Kirche zu melden.  

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